Schlaflieder für Kinder und Babys

Vasily Perov – Schlafende Kinder, 1870

Seit Jahrhunderten sind Wiegenlieder eine Zu-Bett-geh-Zeremonie. In den Schlaf singen, ist ein probates Mittel, Kinder auf den Schlaf einzustimmen. In der letzten Stunde vor dem Schlafengehen sollten Kinder langsam zur Ruhe kommen und sich auf den Nachtschlaf einstimmen. Durch immer gleiche Abläufe entsteht bei Kindern das Gefühl von Regelmäßigkeit und Erwartbarkeit. Dazu gehören Einschlafrituale wie vorlesen und singen. Die Heilpädagogin, Heilerziehungs- und Kinderpflegerin Diana Saft hat auf Ihrer Webseite heilpädagogik-info.de unter anderem Schlaflieder mit Text, Noten und download-links für die Kleinen zusammengetragen. Hier gelangen Sie zu der Seite

Schnelle Einschlafhilfe für Kinder?

Mary_Cassatt_-_Jenny_and_Her_Sleepy_Child_-_TFAA_1988.24Ein neues Kindereinschlafbuch bricht gerade alle englischsprachigen Verkaufsrekorde: Das Kaninchen, das so gerne einschlafen will von Carl-Johan Forssén Ehrlin. Der Autor behauptet, jedes Kind zum Einschlafen zu bringen und wenn man den Kommentaren von Eltern bei Amazon Glauben schenken darf, funktioniert das auch. Die Methode die der Autor anwendet nennt sich Neuro Linguistische Programmierung, also der Versuch durch Sprache die Abläufe im Gehirn zu verändern. Im Vorwort der Geschichte wird dem Vorleser erklärt wie der Inhalt vorzulesen sei: Der gefetteten Text solle betont werden, kursiv geschriebenes solle leise und langsam gesprochen werden. Der Rest ist Satzstruktur und Wiederholung. Allein die Kombination „schlafen, jetzt“ steht, mehr als 30 Mal in dem Büchlein.

Forssén Ehrlin der Psychologie studierte und als Coach für Führungskräfte tätig war, arbeitete mehrere Jahre an dem Einschlafbuch. „Wenn sich das Kind mit dem Kaninchen identifiziert, dann wird es ihm folgen“ sagt der Autor. Die Verbindung zwischen Kaninchen und Kind ist schnell geschaffen. Konrad das Kaninchen mag alle Dinge die du gerne tust, wird dem Zuhörer erzählt. Gemeinsam besuchen sie die Schnecke Schläfrig, die mit ihnen einübt, was an autogenes Training erinnert: Denke langsam, atme langsam und ruhig, langsam und ruhig, werde jetzt langsam ruhiger.

Es regt sich aber auch Kritik gegen die Forssén Ehrlins Einschlafstrategie: Manche Käufer bezeichnen das Werk auf Amazon als Gehirnwäsche und schwer vorzulesen. Angeführt wird die Kritik von der schwedische Kinderpsychologin Jenny Klefbom. Sie kritisiert die Manipulation der Kinder durch verhaltenspsychologische Tricks, Klefblom weist daraufhin, sich Zeit für das Einschlafritual zu nehmen und Kindern das Gefühl von Nähe und Sicherheit zu geben. Diese Kritik kontert der Autor mit der Bemerkung manchmal müsse man seine Kinder austricksen.

Eltern stehen Kindern die nicht einschlafen wollen oftmals ratlos gegenüber. Nicht einschlafen wollen ist jedoch noch keine Schlafstörung. Oftmals sind falsche Verhaltensmuster die Ursache. Einschlafen bedarf einer körperlichen und geistigen Entspannung. Schauen wir uns einmal das Beispiel Ernährung an: Nehmen Kinder am Abend anregende Lebensmittel wie Obst mit Vitamin C zu sich stimuliert das den Kreislauf. Ein Zuviel an Essen belastet den Verdauungstrakt, zu viel Zucker in der Nahrung lässt das Gehirn nicht zur Ruhe kommen und säure reiche Speisen sind eher hinderlich für das Einschlafen. Bananen hingegen enthalten wie Haferflocken, Reis, Spinat oder Mais viel Tryptophan das die Serotoninproduktion anregt. Serotonin ist für unsere Entspannung und unser Wohlbefinden zuständig. Gleichzeitig ist Serotonin das Hormon, aus dem nachts Melatonin gewonnen wird, das unseren Schlaf-Wach-Rhythmus regelt.

Viel Bewegung an der frischen Luft am Tag sind für eine entspannte Nacht wichtig. Der Stress beim Zu-Bett-Gehen rührt größtenteils daher, dass wir den natürlichen Lebensfluss missachten. In der Übergangsphase vom Wachsein zum Schlafen benötigt das Kind die körperliche Nähe der Eltern am dringendsten. Gute (Ein-)Schlafgewohnheiten entstehen in einer Atmosphäre, in der Schlafen weder mit Stress noch mit Angst in Zusammenhang gebracht wird. Liebevolle Schlafrituale, eine ruhige Ausstrahlung und Konsequenz in der Erziehung sorgen wie eine ordentliche Ernährung dafür das die Kleinen zur Ruhe kommen.

Es gibt Kinder, die gerne Geschichten oder Lieder zur Beruhigung hören. Wenn ein Kind jedoch sein eigenes Zu-Bett-Geh-Ritual entwickelt sieht das meistens ganz anders aus: Es hüpft, es läuft weg wenn es seinen Schlafanzug anziehen soll, es kichert, macht eine Kissenschlacht und lädt uns zu einem wundervollen energiegeladenen Zu-Bett-Geh-Spiel ein. Hier glauben Eltern dann fälschlicherweise, dass ihr Kind völlig übermüdet ist oder nochmals munter wird. Das stimmt durchaus nicht. Es bereitet sich auf den Schlaf vor. Spielen Sie das Spiel mit, und wenn es erschöpft ist, können Sie mit ihm kuscheln und singen oder vorlesen.Das Kind kann so überschüssige Energie abbauen. Manchmal kommt es bei den ungestümen Zu-Bett-Geh-Spielen zu Tränen die dem Kind helfen, alles was vom vergangenen Tag noch in ihm rumort, loszulassen. Auf diese Weise beruhigt es sich selbst. Das Leben ist ganz einfach, wenn wir uns seinem Fluss anvertrauen und nicht versuchen dagegen anzukämpfen.

Wesentlich ist dabei, dass Sie warten bis das Kind das Spiel von sich aus beendet. Wenn Sie ihm das Ruder aus der Hand nehmen und z.B. sagen: So, jetzt ist Schluss, jetzt wird geschlafen, verliert es all das wodurch es innerlich Kraft schöpfen konnte, darüber hinaus wird es eher widerspenstig sein und noch viel mehr Zeit zum Einschlafen brauchen.

Ein Grund weshalb wir die Zu-Bett-Geh-Zeremonie beschleunigen wollen besteht darin, dass wir mit unseren Gedanken bereits vorauseilen und unsere kinderfreie Zeit planen. Wenn Kinder das Zu-Bett-Gehen als freudiges Familienereignis erfahren, werden sie meistens mühelos einschlafen. Genießen Sie diese kostbaren Momente. Wie jede andere menschliche Fähigkeit beherrschen Kinder auch das Einschlafen meisterlich. Wenn Sie ihren Schlaf dirigieren wollen, dauert alles nur viel länger, weil Sie kämpfen, anstatt bei einer Schlummerparty mitzumachen. Gemeinsames Zu-Bett-Gehen braucht vielleicht gar keine Zeit, jeder geht einfach ins Bett, Sie unterhalten sich, kuscheln und schlafen ein.

Wir bedanken uns bei der Heilpraktikerin Christine Ackermann für Ihre Ratschläge zum Thema Kinderernährung.

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© Carus Verlag

ZEIT ONLINE hat in Zusammenarbeit mit SWR2 und dem Carus Verlag die 52-teilige Serie „Wiegenlieder“ veröffentlicht.

In der letzten Stunde vor dem Schlafengehen sollten Kinder langsam zur Ruhe kommen und sich auf den Nachtschlaf einstimmen. Durch immer gleiche Abläufe entsteht bei Kindern das Gefühl von Regelmäßigkeit und Erwartbarkeit. Zu diesen immer gleichen Abläufen am Abend gehört auch das Einschlafritual. Bringen Sie Ihrem Baby nach der abendlichen Einstimmung aufs Schlafen immer mit dem gleichen „Zeremoniell“ ins Bett: Singen Sie ihm zum Beispiel nach dem Hinlegen noch ein Gute-Nacht-Lied. Wenn Ihr Baby ruhig und entspannt ist, verabschieden Sie sich von ihm und gehen aus dem Zimmer. Diese wiederkehrenden Abläufe geben dem Kind das Gefühl, dass alles seine Ordnung hat und es sich sicher und geborgen fühlen kann.

Seit Jahrhunderten sind Wiegenlieder eine Zu-Bett-geh-Zeremonie. In den Schlaf singen, ist ein probates Mittel, Kinder auf den Schlaf einzustimmen. Da die klassischen Schlaflieder immer mehr in Vergessenheit geraten, stellt Ihnen ZEIT ONLINE 52 Schlaflieder vor, sowohl den Text wie auch eine gesungene Version. Die Wiegenlieder sind als Buch, als CD und in einem Klavierband im Carus Verlag erschienen.

Hier geht es zur ZEIT ONLINE Serie, hier gelangen Sie zu den Seiten des Carus Verlags und hier zu den Podcasts des SWR2.

Wenn Sie mehr über das Einschlafen von Kindern erfahren möchten gelangen Sie hier zu unserem Beitrag Mein Kind schläft nicht – Ratgeber für Eltern