Wer’s glaubt, wird selig

Rembrandt – David betend, 1652 Kupferstichkabinett, Dresden

Laut einer Meldung der Katholischen Nachrichtenagentur (KNA) schlafen Menschen die vor dem zu Bett gehen beten, besser als ihre Mitbürger. Darüber hinaus ist diese Personengruppe zufriedener mit ihrem Schlaf. Grundlage für diese Behauptung ist der „Beurer Schlafatlas 2017“, eine Umfrage unter 3.500 Bundesbürgern. Rund 20% der Deutschen gaben an ein Nachtgebet zu sprechen.

Ein Einschlafritual beeinflusst unseren Schlaf positiv und hilft besonders Kleinkindern beim Einschlafen. Ob gebetet, ein Lied gesungen oder eine gute Nachtgeschichte vorgelesen wird, wichtig ist es den Tag zu beenden und den Schlaf einzuleiten. Hier finden Sie eine Auswahl an Einschlafliedern und -versen.

Haben Sie ein besonderes Einschlafritual? Gerne können Sie uns dieses mitteilen. Schreiben Sie ein Email an magister.somnus@gmail.com

 

 

Peter Mühlbauer -Schlaf wird schick

Foto: pixabay, CC0 Public Domain

Peter Mühlbauer schreibt für das Online-Magazin Telepolis über den Paradigmenwechsel zum Thema Schlaf. Während in der Vergangenheit Schlaf eher negativ besetzt war, entpuppt sich das gesteigerte mediale Interesse am Schlaf als ein Schachzug des Kapitalismus, einen millardenschweren Markt zu entwickeln. Matratzen und Oropax waren gestern, heute wird digitalisiert und analysiert bis immer groteskere Produkte auf dem Markt erscheinen. Lesen Sie den Beitrag hier. Einen weiteren interessanter Artikel zum Thema hat Mirjam Hecking bereits im letzten Jahr für das Manager-Magazin verfasst: Schlafen ist das neue Joggen – USA entdecken „Sleep Economy“

Meisterwerke die im Bett entstanden (3)

Im dritten Teil unserer kleine Reihen von Kunstwerken die im Bett entstanden sind stellen wir Ihnen heute zwei Künstler vor, die eines gemeinsam haben: krankheitsbedingt ans Bett gefesselt zu sein.

Am 17. September 1925 wurde die 18-jährige Frida Kahlo Opfer eines Busunglücks, bei dem sich eine Stahlstange durch ihr Becken bohrte, so dass sie ihren Alltag fortan immer wieder liegend und in einem Ganzkörpergips oder Stahlkorsett verbringen musste. Ihre Mutter baute ihr eine Bettstaffelei und Frida begann im Bett zu malen. Der Rest der Geschichte ist legendär. Sie zählt zu den bedeutendsten Vertreterinnen eines volkstümlichen Surrealismus. Frida Kahlo ist die mit Abstand bekannteste Malerin Mexikos, wenn nicht sogar Lateinamerikas. Ihre Bilder wurden von der mexikanischen Regierung offiziell zum „nationalen Kulturgut“ erklärt.

Kommen wir nun zu einem der bedeutendsten Künstler der klassischen Moderne. Der Maler, Grafiker, Zeichner und Bildhauer Henri Matisse entwarf 1949 die Kapelle des Rosenkranzes in Vence. Zu diesem Zeitpunkt schon ans Bett gefesselt, schafft der Künstler sein Meisterwerk.

„In der Kapelle bestand die Hauptaufgabe darin, eine von Licht und Farbe erfüllte Fläche und eine blinde, nur von einer Grafik in Schwarzweiß belebte Wand ins Gleichgewicht zu bringen. Diese Kapelle ist für mich die Erfüllung eines ganzen der Arbeit gewidmeten Lebens. In ihr kam eine ungeheure, aufrichtige und mühsame Anstrengung endlich zum Blühen.“

Nicht in der Lage, sich viel zu bewegen oder sogar das Bett zu verlassen, wandelte Matisse seine Zimmer im Hôtel Régina in Cimiez, das in etwa den Dimensionen des Innenraums der Kapelle entsprach, in das, was er „Fabrik“ nannte um. Mit zwei Assistenten arbeitete er mit der berühmten „Cut-out“ -Technik, bei der die Gestaltung von Formen und Designs mit Schere und Papier erfolgt.

Im nächste Teil unserer Reihe beobachten wir einen New Yorker Künstler beim Schlafen und eine Schriftstellerin im Urlaub am Genfer See.

Ausstellung Silke Rehberg – Schlafende – in der Denkerei Berlin

© Silke Rehberg/Denkerei

Für einen neuen Umgang mit komplexen Problemen hat der Kulturwissenschaftler Bazon Brock in Berlin 2011 die Denkerei gegründet. Am 2. Mai 2017 eröffnet in der Denkerei Berlin die Ausstellung „Schlafende“ mit einem Wandfries der Künstlerin Silke Rehberg. Dazu gibt es eine Vortragsreihe, in der unter anderem die Schlafforscherin Thea Herold darüber sprechen wird, warum wir schlafen müssen, während eingeladene Kulturwissenschaftler über die Frage sprechen, warum die griechischen Götter gerade nicht schliefen.

„Größtes Mirakel:
Die alten Griechen behaupteten,
Götter schliefen nicht.“

Der Schlaf wird oft negativ gesehen, wie die Philosophin Marina Seretti an Beispielen aus der Malerei der Renaissance zeigen wird, in denen Schlaf mit Faulheit und Lethargie verbunden wird. Der Kunsthistoriker und Konsumtheoretiker Wolfgang Ullrich erläutert das Schlafen im Museum, welches der Philosoph Lambert Wiesing wiederum in Bezug setzt zum kontemplativen Innehalten vor dem Bild. Hier gelangen Sie zur Webseite der Veranstaltung.

Theodor Storm – Zur Nacht

William Claxton – Steve McQueen ©Demont Photo Management

Vorbei der Tag! Nun laß mich unverstellt
Genießen dieser Stunde vollen Frieden!
Nun sind wir unser; von der frechen Welt
Hat endlich uns die heilige Nacht geschieden.

Laß einmal noch, eh sich dein Auge schließt,
Der Liebe Strahl sich rückhaltlos entzünden;
Noch einmal, eh im Traum sie sich vergißt,
Mich deiner Stimme lieben Laut empfinden!

Was gibt es mehr! Der stille Knabe winkt
Zu seinem Strande lockender und lieber;
Und wie die Brust dir atmend schwellt und sinkt,
Trägt uns des Schlummers Welle sanft hinüber.

Schlaf statt Sucht

© Gerd Altmann/pixabay, CC0 Public Domain

Vor allem ältere Menschen sind oft von Schlaftabletten abhängig. Mehr als eine Millionen Menschen in Deutschland sind von Benzodiazepinen abhängig, schätzt die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen. Die Beruhigungsmittel nehmen Ängste, bringen einen ruhigen Schlaf, lösen Krämpfe. Doch sie können schon nach wenigen Wochen süchtig machen. Die Mittel stehen unter Verdacht, das Demenzrisiko zu erhöhen. In der Ausgabe 16/2017 der Pharmazeutischen Zeitung beschreibt Brigitte M. Gensthaler die Folgen einer Benzodiazepin-Abhängigkeit. Insbesonders bei älteren Menschen können die negativen Begleitumstände einer Diazepin-Sucht fälschlicherweise für eine Depression oder eine beginnende Demenz gedeutet werden.

„Ebenso gut bekannt wie wenig beachtet ist die erhöhte Sturzgefahr, wenn Senioren unter Benzodiazepin-Einfluss nachts aufstehen. Nicht selten folgt auf einen Sturz die Pflege­bedürftigkeit. All dies sind gute Gründe, abhängige Patienten anzusprechen und sie beim ambulanten Entzug zu begleiten.“

Lesen Sie den ganzen Beitrag hier. Lesenswert ist auch der Beitrag: Vom Schlafmittel zum Suchtmittel. Quelle: Pharmazeutische Zeitung

Meisterwerke die im Bett entstanden (2)

Im zweiten Teil unserer kleine Reihen von Kunstwerken die im Bett entstanden sind, stellen wir Ihnen heute vor:

John Lennon und Yoko Ono
Am 24. März 1969 hielt ein weißer Rolls-Royce vor dem Hilton Hotel in Amsterdam. Ein frisch verheiratetes Paar stieg aus dem Wagen und schritt erhobenen Hauptes in die Präsidentensuite und blieb dort eine Woche im Bett. John Lennon und Yoko Ono starteten ihr berühmtes Bed-in. Damit wollten die beiden ihren Protest gegen den Krieg, vor allem in Vietnam, demonstrieren. Von 9 bis 21 Uhr stand die Suite der Weltpresse offen, die fleißig berichtete. Einem Reporter des kanadischen Senders CBC sagte Lennon: „Wenn Hitler und Churchill im Bett geblieben wären, wären heute noch viele Menschen am Leben.“

© Nationaal Archief, Den Haag, CC BY-SA 3.0 nl

Ragnar Kjartansson
2011 inszenierte der isländische Performancekünstler im Carnegie Museum of Art’s, Hall of Sculpture in Pittsburgh ein Performance mit seinen drei Nichten. Ragnheidur Harpa , Rakel Mjöll und Íris María Leifsdóttir wiederholten dabei einen Vers von Allen Ginsberg drei Wochen lang, sechs Stunden täglich.

Die endlose Wiederholung der Texte, die auf einer Gitarre melancholisch begleitet wird, schwingt mit dem historischen Skulpturenraum des Museums. Der ständig wiederkehrende Chorus und die drei Mädchen, die auf einem mit blauem Satin bedeckten Sockel sitzen, verwandeln die Marmorhalle in einen zusammenhängenden Ort, an dem verschiedene Teilnehmer im Dialog stehen: Ginsbergs Gedicht und seine romantische Deklaration, die neoklassizistischen Gipsabdrücke der alten Skulpturen und die drei jungen Sängerinnen verkörpern sowohl klassische als auch zeitgenössische Schönheitsideale.

Der nächsten Teil unserer Reihe führt uns nach Mexiko und nach Frankreich. Lassen Sie sich überraschen.

Meisterwerke die im Bett entstanden (1)

Das Bett und das Schlafzimmer fördern wegen der Widersprüchlichkeit von Wachheit und Schlummer, Stärke und Verletzlichkeit, Gesundheit und Krankheit, Privatsphäre und Intimität die Kreativität. Wenn es Ihnen morgens schwer fällt aus dem Bett zu kommen, verweilen Sie dort und lassen sich von den folgenden Künstlern inspirieren, die aus dem Bett heraus Meisterwerke schufen.

Salvador Dali und Philippe Halsman
Seit den frühern 1940er Jahren verband eine lebenslange Freundschaft den surrealistisch Maler und den Porträt- und Modefotografen. Bekannt ist das fo­to­gra­fische Interview „Dalis Schnurrbart“ oder das berühmte Foto „Dali Atomicus“ von 1948, das Dali und drei Katzen in einem schwebenden Zustand zeigen.

© Philippe Halsman/Magnum Photos

Hier sehen wir den spanischen Künstler im Bett bei einem Experiment mit „Projektionen auf schmutzigem Papier um die Inspiration zu stimulieren“. Das Foto von Philippe Halsman entstand 1964 im New Yorker St. Regis Hotel.

Mark Twain
Samuel Langhorne Clemens oder Mark Twain schrieb gerne im Bett. 1902 verriet er der New York Times: „Just try it in bed sometime. I sit up with a pipe in my mouth and a board on my knees, and I scribble away. Thinking is easy work, and there isn’t much labor in moving your fingers sufficiently to get the words down.”

© Library of Congress Prints and Photographs Division Washington. LC-USZ62-64204


Die Aufnahme entstand auf eigenen Wunsch im Jahr 1906 während der Zusammenarbeit mit seinem Biografen Albert Paine, der die letzten vier Jahre mit dem Autor zusammenlebte.

Der 2. Teil wird uns in ein Hotelbett in Amsterdam und in ein Museum in Pittsburgh führen.

Ostern 2017

Wir wünschen unseren Lesern erquickliche Ostertage. Die Redaktion hält es mit Lessings Ode an die Faulheit: „Ach!. . . ich gähn!. . . ich. . . werde matt“ und schläft sich mal wieder richtig aus.

Schlafen wir wirklich zu wenig?

Nach Umfragen von Krankenkassen und Meinungsforschungsinstituten nimmt die Zahl derer, die unter Schlafstörungen leiden zu. Als Begründung werden unsere Lebensumstände und die 24 Stunden Gesellschaft angeführt. Wem eingeredet wird jede Nacht gleich schlafen zu müssen und das an 365 Tagen im Jahr, wird sehr schnell Schlafstörungen entdecken. Da unser Verhalten am Tag unseren Schlaf beeinflusst, stellen wir die Frage: Wer möchte eigentlich tagein, tagaus immer das Gleiche erleben?

1996 hatte das amerikanische Magazin Atlantic Monthly über eine Studie berichtet, nach der sich die Schlafzeit in den letzten 150 Jahre von 9 auf 7,5 Stunden verringert habe. Diese Zahl wird heute noch als Argument für eine schlaflose Gesellschaft angeführt.

„Ich glaube keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe“. Winston Churchill

Als Jim Horne, emeritierter Professor für Psychophysiologie an der Loughborough University und ehemaliger Direktor der Sleep Research Center die Originalstudie aus dem 19. Jahrhundert sichtete, stellte er fest, dass sich die Ergebnisse auf Kinder zwischen 8 und 17 Jahren bezog. Und die schlafen heute noch genauso lange wie damals.

Schlafmangel wird oft mit der Schlaflatenz belegt, also der Zeitspanne vom Zubett gehen bis zum Einschlafen. Weniger als 10 Minuten werden als Zeichen einer Schlafstörung gewertet. Doch unter welchen Bedingungen werden solche Tests eigentlich durchgeführt? Ein dunkler Raum, die Aufforderung sich zu entspannen, die Augen zu schließen und langsam einzunicken sind nicht mit den Gegebenheit daheim zu vergleichen.

Wer sich am Wochenende eine extra lange Auszeit gönnt, demonstriert aus Sicht des Schlafmediziners einen Nachholbedarf an Schlaf. Allerdings essen und trinken wir auch über unsere biologischen Bedürfnisse hinaus. Also, warum nicht auch mal länger schlafen?

Jim Horne befragte 11.000 Personen zwischen 20 und 65 Jahren wie viel Schlaf sie jede Nacht bekämen und wie viel Schlaf sie als nötig erachteten. Rund die Hälfte der Befragten gaben an 25 Minuten zu wenig zu schlafen. Aber diese „Mangelschläfer“ waren tagsüber genauso selten müde oder schläfrig wie die ausgeschlafenen Befragten.

„Ein geringes Maß an Schlaflosigkeit ist nicht ohne Nutzen dafür, den Schlaf richtig schätzen zu lernen und außerdem sein Dunkel ein wenig aufzuhellen.“ Marcel Proust

Unbestritten ist das Schlafmangel gesundheitlich Folgen nach sich zieht. Wer zu wenig schläft wird dick, dumm und krank lautet eine eingängige Formel. Eine Gewichtszunahme erfolgt aber erst nach einem dauerhaften Schlafpensum von unter 5 Stunden! Das Diabetesrisiko steigt erst ist bei einer Schlafdauer von unter 4 Stunden.

Wenn Schlaf ein individuelles Bedürfnis ist, wieso sollen dann alle Menschen gleich(viel) schlafen? Es lässt sich gut verdienen an der schlaflosen Gesellschaft. Lassen wir uns nicht verrückt machen. Freuen wir uns das wir heute besser schlafen als je zuvor.